Sonntag, 27. November 2011

Alles hat einmal ein Ende

Zum letzten Mal wachen wir in Thailand auf, heute gehts wieder nach Hause.
Ich bin zwar nach 2 Wochen immer durchaus "satt", trotzdem denke ich mit Wehmut an den Rückflug, Thailand hat mich infiziert.

Seit Wochen hatte ich Pläne für den heutigen Tag, ich wollte unbedingt zum Chatuchak-Weekend-Market.
Leider spielen die anderen drei nicht mit. Während der Tage in Bangkok haben wir unzählige Märkte gesehen, durchwandert, gerochen - sie alle winken schon bei dem Wort "Markt" entrüstet ab.
Da hilft es auch nichts, dass ich ihnen klarzumachen versuche, dass der Weekend-Market ganz anders ist als die bisher gesehenen Lebensmittelmärkte. Enttäuscht muss ich meine Pläne begraben.

Kai hat genug von Bangkok, ihr ist es hier zu groß, laut und zuviel Gerüche, sie fühlt sich überfordert von dieser Stadt, vielen anderen Menschen geht es ja genauso. Sie wäre lieber die restlichen Tage noch in Khao Lak geblieben.
Am liebsten würde sie heute bis zur Abreise im Zimmer bleiben, aber wir müssen um 11 Uhr hier raus.
Ich kann schließlich den Rest überzeugen, nochmal zum Siam Square zu fahren und sich in den Shopping Malls umzusehen. Wir deponieren das Gepäck in der Lobby und fahren  die nun schon bekannte Strecke mit  dem Skytrain.

Als erstes landen wir im Siam Center - keine gute Wahl. Hier ist es leer und die ganzen Läden hier sprechen uns nicht an. Weder braucht es etwas Überredungskunst um den anderen klarzumachen, dass Central World das Einkaufszentrum ist, dass man außer dem MBK unbedingt gesehen haben muss.
Der Tipp war diesmal gut schon im Erdgeschoss tobt der Bär, es gibt überall Ständchen aus verschiedenen Ländern, die Speisen und Getränke zur Verköstigung anbieten. Da haben unsere Männer Spaß und den französischen Rotwein testen sie trotz früher Stunde ausgiebig.
Jürgen kauft sich noch ein paar sagenhaft günstige Camel-Hemden, ich erstehe noch 2 Paar ebenso günstige Converse-Schuhe für die Kids, dann machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant fürs Mittagessen.

Im Obergeschoss entdecken wir schließlich ein internationales Buffet, genau das, was wir gesucht hatten.
Interessant ist hier, dass man zum Festpreis essen darf, soviel man will, aber für Reste auf dem Teller bezahlt werden muss. So hält man die Gäste davon ab, sich bergeweise Zeug aufzutürmen, dass man dann doch nicht isst. Keine schlechte Idee, finde ich.

Nach dem Essen wirds schon Zeit für die Rückfahrt, ein letztes Mal fahren wir Skytrain und laufen die Soi 16 zum Somerset Lakepoint entlang.
Wir haben noch eine knappe Stunde Zet, bis das bestellte Taxi kommt, holen unser Gepäck und ziehen uns für die Reise um. Währenddessen beginnt ein Hotelmitarbeiter in der Lobby mit dem Aufbau eines Weihnachtsbaumes. Strange irgendwie :-)

Mittlerweile hatte mir meine Tochter geschrieben, ich müsse unbedingt am Montag mit dem Tierarzt reden, Pennys verwirrter Zustand gehe so nicht weiter, es stehe im Raum, sie gehen zu lassen.
keine schöne Nachricht zum Urlaubsende.

Das Taxi ist überpünktlich, die Strassen sind frei und  eine gute halbe Stunde später stehen wir wieder mal am Suvarnabhumi Airport. Dank web-check-in geht alles wieder ruckzuck, wir vertrödeln noch eine Stunde im Duty-Free-Bereich und sitzen schließlich in der Abfluglounge.

Während wir aufs boarding warten gibts die üblichen Durchsagen - denken wir.
Bis auf einmal eine freundliche Stimme mit starkem arabischen Akzent etwas sagt, das klingt wie
"Mr. Thomas Babel please come to the information desk!".............. Jesses Maria!
Wir gucken uns an - war das wirklich Tommys Name? In der nächsten Sekunde gibts keinen Zweifel mehr - auch ich werde ausgerufen.
Ziemlich ersschrocken, mit in die Hose gerutschtem Herzen und sehr gemischten Gefühlen gehen wir zum Schalter und ich überlege krampfhaft, was wir verbrochen haben. Haben wir was unerlaubtes im Koffer? Die Kochmesser? Nokis Medizin? Ist der Flug überbucht, ist daheim was passiert???
Die nette Oman-Air-Mitarbeiterin erlöst uns schnell.
Sie erklärt mir, in einem unserer Sitze sei das Inseat-Entertainment kaputt - ob es ok wäre, wenn sie uns umsetzt - alle vier zusammen natürlich?
Holterdipolter stürzt mir ein Gebirge vom Herzen und wir stimmen gerne zu. Erst im Flieger stellen wir fest, dass wir nun ganz vorne sitzen, an der Trennwand zur Business-Class und mit riesiger Beinfreiheit. Wir sind begeistert :-)

Der Flug ist unspektakulär und weitgehend ruhig, allerdings mache ich mir endlos Gedanken um Penny, ich bin überzeugt, einen völlig gestörten Hund vorzufinden, den ich in Kürze erlösen muss.

Wir sind alle müde und froh, als wir endlich in Frankfurt landen.
Etwas umständlich gestaltet sich der Transfer zum Bahnhof, es verkehren zwar Busse vom Terminal 2, aber die sind hoffnungslos überfüllt. Gleiches gilt für die Fahrkartenautomaten, an denen endlose Schlangen stehen.
Bis wir unsere Tickets haben, ist der frühe Zug weg und wir müssen über eine Stunde warten, für mich ist klar, künftig lass ich mich nur noch abholen.

Eine Stunde später sind wir daheim, der Urlaub ist zu Ende.
Uns allen hat es gefallen, wenn auch nicht alles allen gleich gut, wir haben ein tolles Land mit wnderbaren Leuten kennen gelernt und vieles gesehen und erlebt.
Wir haben uns zwar gekabbelt, aber nicht gestritten, hatten viel Spaß und haben viele Momente in unserer Erinnerung gespeichert.

Als ich daheim ankomme begrüßt mich eine völlig normale, muntere, überhaupt nicht verwirrte Penny - wie auch immer das geschehen ist, innerhalb von 24 Stunden sind alle Anzeichen von Verwirrtheit und Koordinationsproblemen verschwunden und  es geht ihr einfach gut.
Meine Sorgen lösen sich in Luft auf - Happy End!

Freitag, 25. November 2011

Was für ein Affentheater!

Ganz in der Nähe des Bahnhofs von Maeklong werden wir von unserem Green-Mango-Bus wieder aufgelesen. 
Nach ca. 20 Minuten Fahrt steigen wir wieder mal in ein für uns neues Transportmittel um - ein Longtailboot. Das Einsteigen ist eine wacklige Sache, man braucht dafür beide Hände. Ute macht selbige kurzerhand frei - sie wirft ihren Rucksack ins Boot. Der landet noch einigermaßen sicher, aber die schwungvoll folgende Kamera kann nur durch beherztes Zugreifen des Bootsführers davor gerettet werden, in den grünbraunen Fluten zu versinken. 
Wir anderen sind etwas vorsichtiger und schaffen es, wenn auch schwankend, heil, trocken und mitsamt all unseren Utensilien an Bord zu kommen.

 

Die Fahrt geht direkt los, bald begegnen wir anderen Booten, Muschelfischer mit ihrem Fang, alles von Hand bzw. mit einfachen Keschern gefangen. Teilweise sehen sie mit ihren Vermummungen schon abenteuerlich aus.
 
 
 

Der Fluss geht fast unmerklich in offenes, wenn auch seichtes Meer über, überall sehen wir Pfahlhäuser im Wasser stehen, viele davon bewohnt und für mich willkommene Fotomotive.

Wenige Minuten später haben wir unser Zwischenziel erreicht. Diese Pfahlhaus ist kein Wohnhaus, sondern unser Restaurant, ganz für uns allein. Noki erzählt, dass oftmals Familien solche Häuser zum Ferien mieten, die ganze Familie ist dann dort, isst und trinkt und singt Karaoke. Betten braucht man nicht, denn man macht einfach die Nacht durch :-)


Ich hatte schon Bilder von dem Essen auf den Green-Mango-Seiten gesehen und mich darauf gefreut, und wir werden nicht enttäuscht. Das Essen ist eine Augenweide und schmeckt mindestens genauso gut. 
Nur Kai ist es leider nach wie vor nicht gut und sie verzichtet komplett. Gut für uns :-)

 
So läßt es sich aushalten, diese Ruhe und das ganze Ambiente, das ist schon echt toll. Wann isst man schon frische Meeresfrüchte mitten auf dem Meer in einem Pfahlhaus? Sogar Tommy bricht seine Thaifood-Verweigerung noch einmal, denn Seafood liebt er und an den Krebsen und Garnelen kommt er einfach nicht vorbei. Wir haben ja nun auch Nokis Medizin, uns kann nichts passieren.......
Den leckeren Fisch ganz links im Bild haben die anderen weitgehend verschmäht. Versteh ich nicht, ich finde den total lecker und futtere ihn fast alleine auf :-)


Aber noch ist die Tour nicht zu Ende, wir steigen also gut gestärkt wieder ins wacklige Boot und fahren raus zu den Muschelfischern.
Normalerweise stehendie im Wasser, das hier sonst nur brusthoch ist, und fischen die Muscheln mit den Händen. Momentan aber ist auch hier das Hochwasser zu spüren und die Fischer fischen von den Booten aus. Sie fahren, angetrieben durch Muskelkraft mit langen Stöcken,  Kreise und schöpfen die Muscheln mit ihren Keschern heraus.
Unser Fahrer hat einen Kescher dabei und läßt uns fischen. Man fährt dabei mit dem Kescher über den Meeresgrund und hofft auf Beute. Noki erwischt tatsächlich einige Muscheln, aber Tommy fängt nur Schlamm....



Die Muschelfelder sind überall von Pfählen begrenzt, die wiederum dienen Vögeln als Hochsitz.
Irgendwer sagt, es sind Reiher, ich habe keine Ahnung, ich kenne mich da null aus. Große, schlanke Vögel sind es  halt, überwiegend weiß und es gibt einige davon. Vielleicht sind es auch Kraniche?
Wir kreuzen nun eine Weile zwischen Pfahlhäusern, vogelbesetzten Pfählen und Muschelsuchern.


Überall malerische Pfahlhäuser

Vogel im Anflug, was immer es auch für einer ist




Dann gehts zur nächsten Station, dem Mangrovenwald. Hier hoffen wir, das ein oder andere Tier zu sichten.
Letztes Jahr in der DomRep hatten wir kein Glück, außer Bäumen sahen wir nichts. Wir hoffen jetzt daher auf mehr Erfolg.

 

Unser Fahrer kennt sich hier aus, das merkt man. Er sieht Dinge, die sonst keiner sieht, er weiß genau, worauf er achten muss. Wir halten Ausschau nach spannnenden Dingen und auf einmal rufen Fahrer und Noki, da, da! 
Ein Schlammspringer wurde gesichtet, ich gucke mir die Augen aus und sehe überhaupt nichts.
Endlich entdecke ich ihn doch, gut getarnt und fast unsichtbar auf einem Baumstamm, zu spät für meine Kamera, daher hier ein geliehenes Bild

Quelle: Wikipedia

Den nächsten Kandidaten sehe ich dann auch, wenn auch wieder nicht beim ersten Anlauf.
Die sind einfach alle zu gut getarnt hier.


Weiter gehts nochmal ins offene Wasser und plötzlich glauben wir, wir sind in Loch Ness! Nessie is here!
Ein stattlicher Waran schwimmt nur wenige Meter vor unserem Boot, aber wieder mal hätten wir den gar nicht selbst entdeckt. Der Kerl ist sicherlich von Kopf bis Schwanzspitze fast zwei Meter lang.



Zurück im Mangrovenwald.
Der Fahrer schaut sich suchend um und stößt plötzlich einen lauten, eindringlichen Schrei aus.
Wir gucken uns kichernd an, es erinnert ein wenig an Tarzan :-) Er ruft noch einmal und dann, leise, hören wir aus der Ferne eine Antwort. Nun läuft eine regelrechte Kommunikation zwischen "Tarzan" und dem Geheimnis in den Mangroven an, auf einmal kommt Bewegung in die Bäume - und da kommen sie endlich:


Die schwimmenden Affen, die sich gar nicht immer zeigen wollen, unser Highlight des Tages und einfach faszinierend. Wir haben das Glück, dass sie auf das Rufen des Fahrers gehört haben, andere Touris hatten schon weniger Glück. 
Und was für ein Glück wir haben, immer mehr Affen kommen aus allen Richtungen, im Wasser auf den Bäumen, auf dem Boden.

 


Die Jungs sind nicht dumm, sie wissen, wenn die Touris mit dem Boot kommen, ist ein Festtag, denn die bringen etwas mit.
Natürlich kommen auch wir nicht mit leeren Händen, Noki hat uns vor der Abfahrt tütenweise kleine Bananen eingepackt. Die sind zwar etwas matschig und teilweise sitzen massig kleine Krabbeltiere drauf, aber was solls, wir füttern hier die wilden Affen, das ist uns den kleinen Ekelfaktor wert.
Die Affen sind nicht scheu, um die leckeren Bananen zu bekommen, kommen sie auch dicht ans Boot. 
Wir haben eindringliche Anweisung von Noki, unsere Bananen nur ins Wasser zu werfen, sie nicht direkt den Affen in die Hand zu geben. Die Kerle sind nicht unbedingt immer liebenswürdig und haben ordentliche Zähne, Green Mango will da kein Risiko eingehen.


Noch immer ist meine Kamera verstellt und von meinen vielen Affenbildern sind 95% unscharf oder schlecht belichtet, ich könnte mir in den Hintersten beißen :-(
Trotzdem, ich hab gerettet, was ich konnte und nun kommt die Parade der Affenportraits:

Affenmann mit Macke, der fiel uns öfter ins Auge

Coole Frisur :-)




Da isser wieder ;-)


Vor lauert Fotografieren kriege ich gar nicht mit, dass im Boot plötzlich Action herrscht.
Ute sitzt ganz vorne im Boot, vor sich ihre Bananenvorräte. Hat sich doch ein kecker Affenmann klammheimlich ins Boot geschlichen und Ute eine ganze Bananenstaude direkt vor der Nase weggeklaut!
Noki ist gar nicht wohl dabei, das ist gegen ihre Anweisungen, aber vertreiben will den Affen keiner. Wir fotografieren wie wild und amüsieren uns köstlich, als der kleine Nimmersatt verzweifelt versucht, sich zwei oder drei Bananen auf einmal in den Mund zu stopfen.
Irgendwann rafft er seine Beute zusammen und bringt sich damit auf einem Baum in Sicherheit.



Viel zu schnell sind unsere Bananenvorräte aufgebraucht, die Affen verziehen sich nach und nach wieder in den Wald. Wir machen uns auf den Rückweg.
Dieses Affentheater werden wir so schnell nicht vergessen, das war einfach ein tolles Erlebnis und ein super Abschluß der schönen Tour.
Ein einziges Bild ist mir, wie ich finde, trotz widriger Verhältnisse wirklich recht gut gelungen und es ist mein Lieblingsbild des Tages:


Der Rückweg führt uns wieder vorbei an Pfahlvögeln und an einem ungewöhnlichen Supermarkt.


Supermarkt :-)

Wieder am Ausgangspunkt angelangt scheint sich eine Art Familientreffen abzuspielen, viele Leute sitzen hier, begrüßen uns fröhlich und wir sind entzückt über einen kleinen Welpen, den ein junger Mann auf dem Schoß hat.
Er bürstet ihn hingebungsvoll und ist ganz stolz, als wir ihn fragen, ob wir den Kleinen fotografieren dürfen.
Er setzt ihn extra dafür auf einen Tisch, leider ist auch dieses Foto nicht scharf geworden :-(


Jetzt sind wir wirklich am Ende der Tour angelangt, es war ein langer, schöner, ereignisreicher Tag, vollgestopft mit tollen Eindrücken und jeden Cent wert.
Der Minibus beingt uns zurück nach Bangkok, wir sind alle müde und werden heute nichts mehr unternehmen.
Als wir an der Asoke-Station aussteigen erblicken wir einen wunderschönen, großen Weihnachtsbaum, der uns daran erinnert, dass Weihnachten naht, obwohl wir hier noch in Shorts und Flip-Flops schwitzen.


Auf dem Weg ins Hotel springen wir noch schnell in den Supermarkt - heute will Jürgen kochen.
Und was kann es für Tommy anderes sein - es gibt Steak.
Im Supermarkt verfalle ich in Verzückung: hier finde ich meine geliebte A1-Steaksauce, die es sonst nur in Amerika gibt! Nirgends sonst war die aufzutreiben, ich lasse sie mir immer aus USA mitbringen, und nun steht sie hier in Thailand im Regal, zusammen mir meinem allerliebsten amerikanischen Steakpfeffer.
Hier gibt es sogar Baguette und Meggle Kräuterbutter und so essen wir heute abend völlig westlich aber auch sehr lecker.

Zu meiner erreichen Freude erreichen uns heute Abend noch gute Nachrichten aus Deutschland.
Penny macht gute Fortschritte, kann laufen und fressen, ist allerdings noch unkoordiniert und zeitweise irritiert.
Das kann aber zumindest teilwiese noch an den vielen sedierenden Medikamenten liegen, die sie bekommen hatte.
So hatten wir heute von Anfang bis Ende einen durchweg einfach schönen letzten vollen Urlaubstag.

Wir fahren mit der Eisenbahn....

....aber vorerst sind wir  immer noch am Bahnhof.....


Noch kein Zug in Sicht, planmäßige Abfahrt wäre in ca. 20 Minuten.
Noki geht Fahrkarten kaufen und kommt mit der Info zurück, es gäbe 10 Minuten Verspätung, weil der Zug manchen Stellen durch Hochwasser fährt.
Aber in Thailand heißt 10 Minuten nicht wirklich 10 Minuten......

Wir überall gibt es hier einige Hunde und Katzen. Wir sind erstaunt, dass alle Hunde hier richtiggehende Schwielen am Po haben. Noki meint, das kommt vom heißen Boden, die haben alle den Hintern verbrannt.

Aus der Perspektive sieht man die Schwielen nicht....
....aber aus der

Na, wenn die nicht siamesisch aussieht!

Wir warten. Kein Zug. Nicht nach 10 Minuten und nicht nach 20.
Wir haben Durst und schwitzen, Jürgen hat noch dazu Bauchgrummeln. Dafür weiß Noki Abhilfe.
Sie verschwindet kurz und kommt dann mit einem Fläschen Medizin zurück. Sie sagt, das nehmen alle Thais bei Magenbeschwerden, ein Schluck und es ist gut. Jürgen nimmt zwei große Löffel voll, als Noki protestiert meint er, er ist doch auch ein großer Mann :-) Wir kaufen ihr die Flasche ab, man weiß ja nie (siehe Tommy) und bezahlen ganze 28 Baht, also weniger als einen Euro.


Weitere 15 Minuten später. Immer noch kein Zug. Aber auch kein Bauchgrummeln mehr! Jürgen sagt, es hat nach der Medizin mal kräftig gerumpelt da drin, und dann war alles wie weggeflogen. Tolles Zeug, die Thaimedizin, was auch immer da drin ist.
So langsam sinkt angesichts der Warterei die Stimmung und Noki meint, wenn es noch lange dauert, ruft sie unseren Fahrer an, dann werden wir abgeholt.


Buddha oder ein anderer muss uns dann aber erhört haben, endlich, mit knapp einer Stunde Verspätung, rumpelt der Zug in den Bahnhof.



Wir steigen ein, aber das heißt nicht, dass es auch direkt losgeht. Dieser alte Zug ist so marode, dass er praktisch an jedem größeren Bahnhof kontrolliert und zeitweise notdürftig repariert werden muss, um dann wieder ein paar Stunden durchzuhalten. Noki verschwindet mit dem Zugführer - und mit Tommy.
Ca. 10 Minuten später sind sie zurück und Tommy berichtet stolz, wie er bei der Reparatur geholfen hat, jetzt sei alles paletti :-)

Dann gehts endlich los, ratternd und schaukelnd fahren wir durchs Land, für Klimatisierung sorgen etliche rostige Ventilatoren an der Decke und die offenen Fenster.


Der Zug ist fast leer und wir dürfen ganz hinten sitzen auf dem hinteren Lokführersitz und von da fotografieren.
Ute fotografiert genauso gern wie ich und hat die kleinere Schwester meiner EOS. Sie gibt sich sehr professionell und sagt mir, wie ich meine Kamera einstellen soll, um bessere Bilder zu machen, mehr Tiefenschärfe usw.  Dass sie stattdessen immer Schärfentiefe sagt, hätte mir zu denken geben sollen und nie mehr werde ich einfach so auf jemanden hören, schon gar nicht, wenn ich die größere Kamera habe ;-)

Dank der veränderten Einstellung ist nun ein Großteil meiner schönen Fotos unscharf, falsch fokussiert und somit unbrauchbar, ich ärgere mich grün und blau. Ist aber leider nicht ungeschehen zu machen, die Bilder, auf die ich mich so freute, sind unwiederbringlich verloren.
Zum Glück mache ich ja immer viele Fotos, so gibts immerhin trotz allem Ärger noch ein paar brauchbare.

Die Zugfahrt ist nicht langweilig, wir gucken zum Fenster raus, fotografieren, chillen.
Immer wieder passieren wir klitzekleine Haltestellen irgendwo im Nirgendwo.



Die Gleise sind abenteuerlich, beim drüberfahren sieht man, wie sie nachgeben, wenn der Zug passiert, und gerade sind sie sowieso nicht.
Wir sind noch nicht lange unterwegs, da steht plötzlich Wasser im Gleisbett. Zuerst nur ein wenig, wie nach einem starken Regen, aber dann hat man den Eindruck, man befindet sich auf einer Wasserstrasse. Unfassbar, dass der Zug hier noch fährt.



Tommy hat wie immer alles im Blick

Über eine längere Strecke passieren wir jetzt Hochwassergebiete und auch in den Dörfern ist noch nicht alles überstanden.




Die Männer sind guter Dinge während Kai heute nicht wirklich gut drauf ist und versucht, die Bahnfahrt zu verschlafen. Der kranke Tommy und die Gerüche der Fischhallen haben ihr Befinden und ihre Stimmung schwer angegriffen. Schade, dass sie so den schönen Ausflug nicht wirklich genießen kann.

Langsam verlassen wir die ganz ländlichen Gebiete und es sieht wieder mehr nach "Zivilisation" aus.
Befestigte Strassen und sogar Bahnübergänge lösen die Schotterwege in der Einöde ab.




Nur wenige Minuten später nähern wir uns dann einem der Höhepunkte des heutigen Tages, dem Markt in Maeklong. Der Markt an sich ist einfach ein Markt wie viele andere, aber seine Lage ist anders.....
Warum auch immer ist er direkt entlang der Bahngleise aufgebaut, und direkt heißt wirklich direkt, die Waren liegen nur Zentimeter von den Schienen entfernt.
Der Zug fährt also mitten durch den Markt hindurch, hierzu müssen die Standbetreiber ihre Dächer und Sonnensegel in Windeseile beiseite klappen, damit der Zug sie nicht mitnimmt, und das mehrmals täglich.
Im Internet gibt es Bilder zu sehen von Fällen, wo das Wegräumen nicht mehr ganz gelang....
Heute aber funktioniert es und wir halten durch die hinteren Fenster unseres Zuges alles fotografisch fest.


Kaum ist der Zug durch, klappt man die Dächer auch schon wieder runter, und nur Sekunden später sieht alles aus, als wäre hier nie ein Zug gewesen.



Gleich danach kommen wir im Bahnhof von Maeklong an, unserer Zielstation. Wir steigen aus und können uns nun den Markt aus anderer Perspektive ansehen. Auf den Schienen schlendern wir an den Ständen entlang, wieder mal beeindruckt von der Vielfalt der angebotenen frischen Waren, die alle aus Thailand stammen.



Lebend ausser Gefecht gesetzt.

Immer und überall, Obst und Gemüse

Und natürlich: Fisch

Dass wir mit dem Zug in den Markt fahren würden wußten wir im Voraus. Ich hatte mich nur immer gewundert, wie Leute Fotos vom Zug selbst machen konnten, wenn sie doch drin saßen.
Eigentlich hätte ich es mir denken müssen: der Zug kommt zurück! Plötzlich herrscht um uns reges Wuseln, wir werden von den Gleisen gezogen und drehen uns um. Tatsächlich, kaum fünf Minuten nach unserer Ankunft verlässt der Zug den Bahnhof auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen ist.
Und wäre meine Kamera nicht verstellt, wäre er auf den Bildern auch scharf :-(


 


Leider drängt wieder mal die Zeit, die Verspätung hat uns aus dem Plan geworfen und an anderer Stelle wartet auf uns ein Mittagessen. Deshalb verlassen wir den Markt schon bald und lassen uns vom Green-Mango-Bus aufsammeln, der uns die ganze Hzeit unauffällig gefolgt ist :-)